Ein Banker im Kampf gegen die Finanzhaie

Matthäus Thun-Hohenstein (er)findet die Marktwirtschaft neu. Als Banker tritt er zur Rettung der Gesellschaft an. Er holt philosophische, religiöse und politische Säulenheilige vergangener Epochen aus dem Vergessen in sein Buch und verleiht ihnen aufs Neue Stimme und Gewicht. Sie kommen dort mit Präsident Putin, Wirtschaftsnobelpreisträgern und EU-Kommissaren in Dialog.

Eine Methode, die ihren speziellen Reiz hat, denn natürlich lässt Autor Thun-Hohenstein das Denken durchblitzen, das ganz zu deren Leben passt.

Das Buch ruft vielschichtig krisenhafte Erscheinungen ins Bewusstsein und prangert die Ausweglosigkeit des gegenwärtigen Systems an. Es zeigt ideenreich konkrete  Lösungen auf. Die Zeit von Zinsen und Zinseszinsen in Form von gegenleistungsfreien Kapitalistenprämien sollte demnach bald vorbei sein. Thun-Hohenstein will die Mogelpackung „Zins“ aufschnüren und die darin enthaltene gegenleistungsfreie Kapitalistenprämie abschaffen. Seinen Berechnungen zufolge würde das immense Auswirkungen haben: Die Mieten könnten um bis zu 75 Prozent und das allgemeine Preisniveau um bis zu einem Drittel sinken.

Beispiele aus dem Buch: Der Heilige Franz von Assisi gibt eine Vermögensobergrenze für den Einzelnen vor, der alles aus seinem Besitz, was über ein Zehntausendstel des Volksvermögens ausmacht, an die Allgemeinheit abtreten muss. Feudalismus soll zum „Fairdalismus“ umgewandelt werden.

Machiavelli erwähnt sorgenvoll: „Wir leben aber ständig in der Angst, dass irgendjemand den von Moses festgehaltenen Befehl Gottes ernst nimmt (Ex.22,25): Du sollst keinen (Wucher-)Zins nehmen!“

Al Capone sieht den befürchteten nächsten Bürgerkrieg in den USA längst begonnen, da die Kapitalisten ständig gegen das Volk arbeiten und die Superreichen immer mehr Vermögen anhäufen. Die Waffen haben sich verändert.

Einstein wirft ein, dass Zins samt Zinseszins als virtuelles Spielgeld zu sehen sei, das die reale Wirtschaft erdrückt: „Ich wiederhole daher: Der Zinseszinseffekt ist die mächtigste Waffe der Welt.“

Matthäus Thun-Hohenstein lässt die Dialoge im Buch einen erdachten Vertreter einer Großbank als Aufarbeitung einer Wirtschaftstagung in einem Gewissensanruf und Traumgesichten erleben.

Letztlich ist das ganz große Thema des Buches die Suche nach einem gerechten System und der Widerstreit der noch Tonangebenden gegen die mutigen Ketzer, die Weltverbesserer.

„Das kapitalistische Manifest“ ist (Ge)Wissensbuch und Denkanstoß an der Schwelle zu etwas Neuem, das da kommen sollte. Der Geldfachmann und Bankangestellte Matthäus Thun-Hohenstein versucht seine Branche gesellschaftsverantwortlich neu zu erfinden. Jede neue Schockwelle der Wirtschaftsnachrichten ist eine traurige Bestätigung für diese Notwendigkeit.

Ja, dieses Werk ist eine Notwendigkeit. Im ganzen Potenzial, das in diesem Wort steckt.

An der hoffentlich aufgerüttelten Leserschaft wird es liegen, was aus diesem „Kapitalistischen Manifest“ erwächst. Die Leser sollen angeregt durch das 104 Seiten-Werk den Stoff weiterspinnen und
ihre Gedanken zum Geld der Zukunft, den Arbeitsprozess des 21. Jahrhunderts und die Sanierung der Demokratie an den Autor senden. Das Buch als Katalysator, lebendige Meinungsumfrage und Delphi-Orakel. Lasst uns ein neues Entenhausen bauen und Dagoberts Geldspeicher sozialisieren.

Oder gibt’s unter euch vielleicht ein paar Finsterlinge, die ihre Kohle nur gegen Zinsen hergeben und von der Polizei Schutz vor den Panzerknackern erwarten? Umso besser. Her mit der Konfrontation! Die Diskussion ist eröffnet. Gestartet durch „Das kapitalistische Manifest“. Ausgerechnet von einem gewissensgeläuterten Banker!
 
Der Autor verspricht, dass er das Ergebnis der Beiträge kompilieren, auswerten, damit ein neues Buch machen wird und er dieses als Forderungskatalog der Regierung und dem EU-Parlament übergeben wird. Das Buch ist sowohl ein kapitalistisches wie ein solzialpolitisches Manifest mit weitreichenden Forderungen.

[Rezension von Reinhard Bimashofer]

 
Dr. Matthäus Thun-Hohenstein – Das Kapitalistische Manifest, EMail: manifest@thun-hohenstein.info